Burnout und Depression – Mehr Klarheit für die Betroffenen
Ausschnitt aus dem Magazin WirtschaftsWoche vom 28.08.2013:
Burnout und Depression – wenn der Job einen fast umbringt
(Autor: Daniel Rettig)
Zuerst war der Berliner Rechtsanwalt Alexander Sättele ausgebrannt, dann wurde er depressiv – im Juni ließ er sich in eine Klinik einweisen. Im Gespräch mit der WirtschaftsWoche erzählt er, was andere über die Krankheit nicht zu sagen wagen. (…)
Mein Kommentar:
Als Psychotherapeut, der sich sehr stark mit dem Thema „Burn-out“ bzw. „Burn-out-Syndrom“ auseinandersetzt, finde ich es sehr gut, dass der Berliner Rechtsanwalt Alexander Sättele offen über seine Erfahrungen mit dem „Burn-out“ in dem Magazin WirtschaftsWoche gesprochen hat.
Auf diese Weise trägt er zu einem besseren Verständnis des weit verbreiteten, aber immernoch unterschätzten Krankheitsphänomens bei.
Vermuten, dass in ihrem Lebensrhythmus etwas falsch läuft, dass der Druck aus Arbeit und weiteren Verpflichtungen zu groß geworden ist, dass das eigene Leben aus der Balance geraten ist, tun viele. Vor allem diejenigen, die mit großem Engagement an eine Aufgabe herangehen, die ihr Können einsetzen und beweisen wollen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen. Diese Menschen wollen sich oft nicht eingestehen, dass das Maß an Aufgaben und Aktivitäten ihren Energiehaushalt deutlich überreizt, dass sie mit ihren Kräften – vorübergehend – an ihr Ende gekommen sind, oder aber gerade dabei sind, es zu tun.
Das hat auch eine gewisse Logik, weil die Leistungsträger aus ihrer Selbst-Definition heraus sich mit Elan eingesetzt, Kollegen mitgezogen und so den Erfolg eines Teams oder eines Unternehmens gewährleistet haben. Und das meist über viele Jahre.
Burn-out als Schock – Erstmal „dichtmachen“
Wenn dann nach einer langen Phase des ständigen Leistungsabrufs bei dem von Burn-out Betroffenen die Erkenntnis Raum greift, dass es zu viel geworden ist, dass er seine psychischen und physischen Kräfte massiv überfordert hat, dass er einfach nicht mehr kann, dann wirkt diese Erkenntnis erst einmal wie ein Schock.
Die Folge davon ist wiederum: erst einmal „zumachen“, den Kopf einziehen, sich ängstlich umschauen, ob schon irgendjemand im beruflichen oder privaten Umfeld etwas bemerkt hat.
Auch das kann man als erste Reaktion sehr gut nachvollziehen. Schließlich haben die Patienten mit Burn-out-Syndrom an ihrem Arbeitsplatz oder auch privat einen bestimmten, meist hohen Status erreicht. Den will niemand vorschnell aufs Spiel setzen. Das „Nicht-wahrhaben-wollen“, das „Verdrängen-wollen“ ist ein klassisches Folge-Verhalten bei der Ahnung oder bei der Feststellung, „ausgebrannt“ zu sein.
Dass dieses Verhalten jedoch kontraproduktiv ist und den Gesamtzustand eher verschlimmert, erkennen viele Patienten mit Burn-out leider sehr spät, so wie es beispielhaft der Berliner Rechtsanwalt Alexander Sättele in seinem Interview mit der WirtschaftsWoche zutreffend beschreibt.
Aufklärung des Patienten – Erste Maßnahmen
Mit den Interessenten an einer Anti-Burn-out-Therapie bzw. einem Anti-Burn-out-Coaching, die sich in meiner Praxis melden, eruiere ich in einem ersten Gespräch zunächst das genaue Zustandsbild des Betroffenen. Liegt tatsächlich ein „Burn-out“ vor?
Ein Aufklärungsgespräch kann dem Patienten helfen, mehr Gewissheit zu erlangen – und das in zweierlei Hinsicht: über den eigenen Gesundheitszustand bzw. den Grad der aktuellen Belastung und über die Möglichkeiten, mit dieser Drucksituation besser umzugehen.
Mein therapeutischer Ansatz unterstützt den Patienten bei der Umstellung seines Verhaltens und fördert die notwendigen Veränderungen seiner persönlichen Organisationsstruktur.
Dies hilft meist sehr schnell, den größten Leidensdruck zu reduzieren.
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