Letzte Rettung Paartherapie
„Letzte Rettung Paartherapie“
Auszug aus dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ / Online-Ausgabe vom 08.06.2012
„Letzte Rettung Paartherapie“
Krisen hat fast jedes Paar in einer längeren Beziehung. Doch nur wenige holen sich – meistens eher spät – Hilfe bei einem Paartherapeuten. (…)
Ob gebrochenes Herz, lautes Streiten oder unerträgliches Schweigen: Probleme in der Partnerschaft oder Ehe sind immer belastend und können sogar krank machen. Halten sie dauerhaft an, ist es daher sinnvoll, einen Therapeuten oder Berater zu Hilfe zu holen (…)
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David Gerhard – Praxis für Psychotherapie, Paarberatung / Paartherapie & Coaching Köln
Mein Kommentar:
In mehreren Punkten muss ich dem Autor des Kölner Stadt-Anzeiger beipflichten – und zugleich einige Fragen, die sich daraus ableiten, aus meiner Sicht beantworten.
Die Überschrift deutet bereits einiges an: Letzte Rettung Paartherapie – ja, aus meiner Erfahrung heraus kann ich das bestätigen, sehr viele Paare, die sich an mich wenden, betrachten die Paarberatung bzw. die Paartherapie als „letzte Rettung“ ihrer Beziehung. Die Frage ist: Warum nur unternehmen sie diesen Schritt als „letzte Rettung“?
Leiden an der Beziehung
Warum erdulden so viele Menschen, die in einer Ehe oder einer Freundschaftsbeziehung leben, so viel Leid, ohne je daran zu denken, sich Hilfe von außen zu holen, sei es durch einen Arzt, durch eine Psychologen oder durch einen Paarberater?
Eine eindeutige Antwort scheint es auf die Frage nicht zu geben. Die naheliegendste Erklärung ist die, dass viele Menschen eine große Scham empfinden, wenn sie sich eingestehen (müssen), dass in ihrer Beziehung so manches falsch läuft. Diese Scham auszuhalten, sich in einem entschlossenen Moment über sie hinwegzusetzen und ein entsprechendes Signal nach außen zu senden – das ist beinahe der wichtigste Schritt, den jemand tun kann, um in seiner Beziehung wieder glücklich zu werden.
„Hürde“ Partner / Partnerin
Ganz häufig ist auch der eigene Partner oder die Partnerin ein Hemmschuh, sich rechtzeitig Hilfe für die Paarbeziehung zu suchen.
Sehr oft gibt es in der Beziehungspraxis die Situation, dass einer von beiden sagt: Du, ich glaube, wir müssen was ändern, wir kommen selbst nicht voran.
Und der andere erwidert: Ich weiß nicht, was du willst, es läuft doch alles prima. Ich für meinen Teil bin jedenfalls zufrieden.
Wenn sich eine solche Diskrepanz in der Wahrnehmung der beiden Partner auftut, ist derjenige, der Mängel sieht, gehörig unter Druck.
Denn – was soll er nun mit dieser Äußerung seines Beziehungspartners anfangen? Wie soll er sich nun verhalten? Er (oder sie) selbst erkennt ein Problem, doch der andere sieht es entweder tatsächlich nicht oder aber leugnet es schlicht, was im Ergebnis keinen Unterschied macht. Es reicht, wenn einer von beiden fühlt, dass etwas in Schieflage geraten ist.
In einer solchen Situation, wenn also ein sachlicher Diskurs des Paares über die problematischen Themen nicht zu dem Ergebnis führt, gemeinsam zu einem Therapeuten zu gehen, rate ich dem Einzelnen immer, alleine zu einem ersten unverbindlichen Gespräch zu kommen. Das ist immernoch besser, als gar nichts zu unternehmen. Merkt der andere erst einmal, dass der Partner an dem Thema dranbleibt, dass er nicht – wie meist schon so häufig zuvor – klein beigeben wird, wächst auch dessen eigene Bereitschaft, an dem Veränderungsprozess, an der Weiterentwicklung der Beziehung zu arbeiten.
Angst, zu scheitern
Nun, die Frage lautet: Womit kann eine Paarberatung / Paartherapie scheitern?
Das kommt ganz auf die Erwartungshaltung des Beratungssuchenden an – und – das vor allem: auf das Beratungskonzept des Therapeuten.
Das Ziel der Paarberatung in meiner Praxis lautet: Klarheit!
Sätze wie: „Sie sollten sich ein gemeinsames Hobby suchen, dann wird alles besser“, werden die Klienten in meiner Beratung eher nicht hören. Solch eine Paarberatung kann man sich auch gleich schenken.
Klarheit heißt, sich Fragen zu stellen: Wo stehen wir mit unserer Beziehung? Wohin wollen wir? In abgewandelter Form könnten diese Fragen auch lauten: Wohin möchte ich? Und wohin möchtest du? Wollen wir das gleiche? Gehen wir noch in dieselbe Richtung?
Ragen die beiden Lebenspfade in krasser Form auseinander, kann im Zweifelsfalle sogar die Trennung der beiden Partner in der Beratung erörtert werden, und auch das würde keinen Fehlversuch der Beziehungsberatung darstellen. Vielmehr trüge die Paarberatung in diesem Fall dazu bei, dass jeder Einzelne darüber Klarheit erlangt, in welchem Zustand sich die Paarbeziehung befindet, wie es um die Möglichkeiten bestellt ist, die Partnerschaft weiter aufrecht zu erhalten, letztlich: wie es ihm und seinem Partner möglich sein wird, wieder glücklich zu werden und eine Perspektive für die Zukunft zu haben. Die Zuspitzung der Positionen während der Paarberatungs-Sitzungen hat häufig eine darauf folgende Wiederannäherung der Partner und eine Weiterführung der Beziehung zur Folge.
David Gerhard
Ihr Paartherapeut / Paarberater in Köln
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